DEWEZET AM Januar 06, 2025
Steinbruch Hamelspringe: Warum der Ortsbürgermeister kein anderes Thema so sehr im Mittelpunkt sieht
Was bringt 2025? Eine Frage, die in Hamelspringe ganz unterschiedliche Emotionen auslöst - sie reichen von schulterzuckender Gelassenheit bis zu ernsthafter Sorge um Gesundheit, Lebensqualität und Wertverlust von Immobilien und Grundstücken. Ortsbürgermeister Joachim Behnke weiß um die Befindlichkeiten im Ort. Für ihn und viele andere wird die angekündigte Wiederinbetriebnahme des Steinbruchs am Ortsrand wohl das zentrale Thema des Jahres.
Hamelspringe. Im Sommer. Wohl nicht früher, aber ab dem Sommer muss damit gerechnet werden, dass der Abbau im Steinbruch der Norddeutschen Naturstein GmbH (NNG) oberhalb von Hamelspringe wieder hochgefahren wird. Nachdem sich bereits im vergangenen Frühjahr erste Hinweise darauf verdichtet hatten, als Ortsbürgermeister Joachim Behnke in Kontakt mit Vertretern der Norddeutschen Naturstein GmbH kam, und dort die Planung bestätigt wurde, formierte sich in Hamelspringe eine Gemeinschaft neu, die sich eigentlich bereits in Auflösung befand. Schutzgemeinschaft Sünteltal hieß und heißt die, gegründet, als es darum ging, die Ascheeinlagerung im stillgelegten Steinbruch zu verhindern.
Fast schon aufgelöst - die Bürgerinitiative startet durch
„Die Bürgerinitiative wurde wiederbelebt. In etwas kleinerem Maßstab als damals bei der Asche. Während die Akzeptanz der Einlagerung von Asche bis auf ganz wenige, die sich persönliche Vorteile erhofften, bei nahezu bei Null lag, gibt es nun eine überwiegende Ablehnung der Wiederaufnahme des Gesteinsabbaus“, sagt Ortsbürgermeister Behnke.
15 Jahre ohne Sprengungen, Lärm, Staub, Verkehr - an diesen Zustand von Ruhe und Sauberkeit in der Luft hätten sich die meisten Hamelspringer nun gewöhnt. „Manche sagen aber auch klipp und klar: Wir wollen weiterhin bauen. Unsere Höfe pflastern. Unsere Straßen in Schuss halten. Und dafür wird eben Material benötigt, das irgendwo herkommen muss“, berichtet Behnke.
Als die Asche-Deponie selbst Familien spaltete
Die Auseinandersetzung sei nun aber nicht so intensiv wie bei der Asche, wo es Risse quer durch Familien gegeben habe. Auch eine dritte Sichtweise nimmt Behnke in Hamelspringe wahr: Den Aspekt, dass es grundsätzlich für die Region sinnvoller sei, eine schon vorhandene Schädigung, die der Steinbruch in der Natur des Süntels zweifelsfrei darstelle, an Ausmaß zu vergrößern, als diese Schädigung durch Stilllegung des Steinbruchs zu konservieren. „Und dann an anderer Stelle 20 Kilometer entfernt ein neues Loch in irgendeinen Berg zu buddeln“, so Behnke. Wenn er sich aber im Dorf umhöre, dann vertrete der größere Teil der Hamelspringer die Auffassung, dass der Steinbruch am Süntelrand nicht mehr betrieben werden solle.
Vermitteln zwischen den Positionen
Als Ortsbürgermeister stehe er wie der gesamte Ortsrat nun vor der Situation, mit den unterschiedlichen Positionen klarzukommen. Seit fast einem Jahr finde sich die Steinbruch-Problematik in jeder Zusammenkunft der Ortsratsmitglieder auf der Tagesordnung. Und der Ortsrat werde sehr wohl auch angesprochen, wie er sich positioniere. Dabei gebe es selbst unter den vier verbliebenen Mitgliedern des Gremiums unterschiedliche Sichtweisen. „Die ganze Bandbreite. So, wie wir sie auch im Dorf wiederfinden“, sagt Behnke.
Das Hauptaugenmerk des Ortsrates liege darauf, einen großen Streit, wie er vor 12 oder 13 Jahren im Ort stattgefunden habe, zu vermeiden. Sachlich nüchtern abzuwägen. „Persönlich bin ich der Meinung, dass der Steinbruch für unsere Baumaßnahmen in der Region mit den angepeilten Abbaumengen nicht notwendig ist. So viel, dass wir 340.000 Tonnen Splitt im Jahr verbauen, wird im Stadtgebiet, im ganzen Landkreis nicht gebaut, wenn ich das richtig verfolge.“ Allerdings sei es so, dass die Norddeutsche Naturstein alles nördlich der A2 bis hoch nach Schleswig-Holstein auch mit versorge - und das dann auch von Hamelspringe aus. „Alle Nachteile bei uns. Dreck, Lärm, beschädigte Natur. Dafür wenig Nutzen, den großartig Gewerbesteuer fällt hier nicht an, weil die Gesellschaft ihren Sitz in Sachsen-Anhalt hat. Der größere Teil wird am Firmensitz abgeführt, nur ein kleiner Teil kommt in die Stadtkasse von Bad Münder“, erwartet der Ortsbürgermeister. Und die Arbeitsplätze? „Vermutlich arbeiten dann dort die Mitarbeiter, die aus Segelhorst kommen und einfach ein paar Meter weiter nach Bad Münder zur Arbeit fahren“, so seine Erwartung.
Hoffnung auf Petitionen und Initiativen gesetzt
Den aktuellen Stand beschreibt Behnke als „schwierig“: Die Bürgerinitiative habe darauf gesetzt, dass Unterschriftenaktionen und Petitionen den Fortgang der Wiederinbetriebnahme doch noch beeinflussen könnten, doch das scheine derzeit nicht zu gelingen. „Vermutlich hilft nur noch eine Klage. Aber es ist die Frage, welchen Erfolg eine solche Klage haben kann, wenn formal tatsächlich alles korrekt abgelaufen sein soll“, stellt er fest.
Verkehrs-Problematik wird zentrales Thema
Sorge bereitet ihm die Frage, wie der Schulbusverkehr gerade für die Grundschüler sicher organisiert werden könne, wenn beispielsweise nach den Sommerferien der Steinbruchbetrieb anlaufe. In Hamelspringe weiß man aus Erfahrung, dass die Lkw-Frequenz in Richtung Steinbruch und zurück hoch sein wird. Die aktuelle Haltestelle für Grundschüler liegt direkt an der Zufahrt. Und auch die Alternativen an der Kreisstraße bietet für den Ortsbürgermeister großes Gefahrenpotential. „Wenn die Bushaltestelle an die Kreisstraße kommen soll, müssen dafür noch einige Umbauarbeiten stattfinden“, sagt er.
Ein „darum kümmern wir uns, wenn es soweit ist“ werde nicht reichen. „Darauf sollten wir es nicht ankommen lassen“, erklärt Behnke - er sei selbst ein wenig ratlos, wie das Problem wirklich effektiv gelöst werden könne: „Das ist das Thema, das uns in Hamelspringe in diesem Jahr voraussichtlich am nachhaltigsten und intensivsten beschäftigen wird.“
DEWEZET AM DEZEMBER 17, 2024
Steinbruch-Neustart: Betreiber will Pläne für Hamelspringe öffentlich vorstellen
Der Betriebsstart im Steinbruch Hamelspringe wird wohl allerfrühestens zur Jahresmitte 2025 hin umgesetzt. Nach Angaben der Stadt will Betreiber NNG vorher bei einer öffentlichen Versammlung die Pläne vorstellen und Fragen beantworten. Danach geht es in Gesprächen um die Belastung für die Bevölkerung.
Bad Münder. Öffentlich hatte sich die Norddeutsche Naturstein GmbH (NNG) lange zurückgehalten: Mehr als eine offizielle Bestätigung, dass das Unternehmen des Steinbruch Hamelspringe nach jahrelanger Pause wieder in Betrieb nehmen möchte, gab es lange nicht.
Pläne für den März
Ändern soll sich das erst in einigen Monaten: Für Anfang März planen Stadt und NNG eine öffentliche Veranstaltung, die in erster Linie der Information von Rat und Ortsrat dient, bei der aber auch alle Bürgerinnen und Bürger Fragen, Anregungen und Hinweise loswerden können. Das hat Bürgermeister Dirk Barkowski jetzt mitgeteilt.
Im September bereits hatte der Rat von Bad Münder beschlossen, die Stadt möge erneut Kontakt mit den für Kontrollen und Genehmigungen zuständigen Behörden beim Landkreis und bei den Gewerbeaufsichtsämtern Hannover und Hildesheim aufnehmen. Die Hoffnung: Mit einem Politikbeschluss im Rücken würde die Dringlichkeit, die Genehmigung für den Steinbruch noch einmal zu hinterfragen, deutlicher wahrgenommen.
Behörden: Keine Neubewertung
Doch dieser Wunsch scheint sich nicht erfüllt zu haben: So teilte der Landkreis, zuständig für Umweltbelange, mit, man sehe keine Regelungslücken, die eine neue Bewertung nötig machten. Die Stadt habe laut Barkowski außerdem ein Gespräch mit der Gewerbeaufsicht geführt - mit dem gleichen Ergebnis. Theoretisch bliebe damit nur der Rechtsweg, den man zwischenzeitlich bei der Bürgerinitiative „Schutzgemeinschaft Sünteltal“ geprüft hatte.
Barkowski teilt mit, er habe parallel dazu mit der NNG Kontakt aufgenommen. Dort habe man ihm versichert, Ziel sei weiterhin, den Abbau „so verträglich wie möglich zu gestalten und somit die nachteiligen Auswirkungen auf die Anwohner und die Umwelt so gering wie möglich zu halten“.
Gespräche zwischen Stadt und NNG
Aber wie soll das funktionieren? Das soll das Unternehmen bei einer für Anfang März geplanten Veranstaltung erklären, für die genauer Termin und Ort noch nicht feststehen. Nach einer Präsentation der NNG, so der Plan, sollen zunächst Rats- und Ortsratsmitglieder die Möglichkeit für Fragen haben - danach auch die Bürgerinnen und Bürger.
Die Ergebnisse der Veranstaltung, sagt Barkowski, nehme man dann in einen weiteren Abstimmungsprozess, bei der man mit der Firma über „weitere Maßnahmen zur Reduzierung der Belastung sprechen wolle. Schließlich sollen die Ergebnisse der Gespräche vorgestellt werden. Unter anderem wird es dabei auch um Themen wie Fahrtwege der Lkw, Betriebszeiten, Lärm und Verschmutzung gehen - das gehört zu den größten Sorgen der Bürgerinitiative, aber auch der Menschen in den umliegenden Orten von Hamelspringe.
Der Zeitplan bedeutet aber auch: Wenn erst alle Gespräche abgewartet werden, könnte der Steinbruch wohl erst im zweiten Halbjahr an den Start gehen.
Die NNG will ab dem kommenden Jahr den Steinbruch wieder nutzen und dort bis zu 340.000 Tonnen Kalkstein im Jahr abbauen und abtransportieren - die Bürgerinitiative fürchtet bis zu 120 Lkw-Fahrten pro Tag zwischen Steinbruch und Bundesstraße. [DEWEZET]
DEWEZET AM NOVEMBER 01, 2024
Steinbruch Hamelspringe: Land enttäuscht Urteil-Hoffnung der Gegner
Zwingt ein altes Urteil des Oberverwaltungsgerichts die Behörden dazu, die Genehmigung des Steinbruchbetreibers in Hamelspringe neu aufzurollen? Die Hoffnung der Gegner des ab 2025 geplanten Betriebs hat einen Dämpfer erhalten. Die Bürgerinitiative prüft, wie es weitergeht.
Hamelspringe. Darf ein Steinbruchbetreiber über viele Jahre nur sporadisch ein paar Lkw-Ladungen voll Gestein abbauen - nur, damit seine Betriebserlaubnis nicht erlöscht? Bei der Bürgerinitiative „Schutzgemeinschaft Sünteltal“, die sich gegen den Neustart des Betriebs im Steinbruch Hamelspringe einsetzt, war man auf ein Urteil gestoßen, das genau das untersagt.
Und: Die Initiative war sich sicher, einen Präzedenzfall gefunden zu haben. Einen, der auf Hamelspringe passt. Denn auch dort will Betreiber NNG (Norddeutsche Naturstein GmbH“ ab dem kommenden Jahr mit einer Genehmigung aus dem Jahr 1995 arbeiten, die bis heute gültig ist. Und auch dort, so die Initiative, habe die NNG die Genehmigung über Jahre mit dem Abbau geringer Mengen aufrecht erhalten.
Umweltministerium erteilt Absage
Bei einer großen Bürgerversammlung im Sommer hatte Initiativen-Sprecherin Ines Dreyer erklärt, im Niedersächsischen Umweltministerium werde auch auf Bitten der Grünen-Landtagsabgeordneten Britta Kellermann das Urteil und dessen Auswirkung auf Hamelspringe geprüft, man lege große Hoffnungen in diese Prüfung.
Hoffnungen, die nun enttäuscht wurden. Dreyer erklärt, aus Sicht des Ministeriums sei das Urteil auf die Situation in Hamelspringe so nicht anwendbar. Der Knackpunkt scheint zu sein, dass es sich im Fall des Urteils um einen neu erschlossenen Steinbruch handelte - und nicht um einen, der seit vielen Jahrzehnten da sei. . . [DEWEZET]
DEWEZET AM OKTOBER 01, 2024
Steinbruch-Resolution mit Gegenstimmen im Rat Bad Münder
Ein deutliches Zeichen sollte es werden, getragen von möglichst dem gesamten Rat: Die Resolution zur Wiederinbetriebnahme des Steinbruchs Hamelspringe. Eine einheitliche Stellungnahme gab es schließlich nicht. Weil sich die CDU mit Forderungen der beiden Gruppen im Rat nicht insgesamt anfreunden kann. Weil der Bürgermeister die Verwaltung zu etwas aufgefordert sieht, was er bereits von sich aus angestrengt hat und als erledigt ansieht.
bad münder kann mehr e.V.
Bürgerverein und Ratsfraktion für alle 16 Orte.
DEWEZET AM AUGUST 19, 2024
Steinbruch-Reaktivierung: Volles Haus beim Info-Treffen in Hamelspringe
Seit 14 Jahren ruht der Steinbruch in Hamelspringe - eine trügerische Ruhe, denn schon morgen könnte dort wieder Gestein abgebaut werden. Angekündigt hat die Betreibergesellschaft NNG das für das kommende Jahr. In Hamelspringe formiert sich Protest. Bei einer Info-Veranstaltung wurde aber die die Schwierigkeit, gegen eine bestehende Genehmigung vorzugehen, deutlich . . .
RADIO AKTIV AM SEPTEMBER 28, 2024
Der Rat der Stadt Bad Münder hat sich in seiner Sitzung am Donnerstagabend (26.09.2024) zum Thema Steinbruch in Hamelspringe positioniert. Nach 14 Jahren Stillstand soll dort bald wieder Gestein abgebaut werden. Eine Petition einer Bürgerinitiative hat bereits 100 Schriften gesammelt, die sich gegen einen möglichen Abbau richten. Die Betroffenen befürchten nämlich einen Wertverlust ihrer Immobilien, ein erhöhtes Verkehrsaufkommen durch LKW‘s, Lärm und Schmutz durch Sprengungen. Die beiden Gruppen „Bad Münder kann mehr“ und „ProBürger“ sowie SPD und Grüne, haben sich in einem gemeinsamen Antrag für die Unterstützung der Bürgerinitiative ausgesprochen und fordern eine Prüfung, ob überhaupt das Gestein nach heutigen Kriterien abgebaut werden darf. Dazu Ines Dreyer von der Schutzgemeinschaft Süntel...
In Bad Münder sorgen sich derzeit Anwohner vor Lärm- und Umweltbelastungen, sollte der stillgelegte Steinbruch in Hamelspringe reaktiviert werden. Seit 14 Jahren ist dort kein Gestein mehr abgebaut worden. Jetzt möchte die Norddeutsche Naturstein GmbH im kommenden Jahr Kalkstein für den Straßenbau abbauen.
Nachdem sich eine Initiative gegen den Gesteinsabbau gebildet hat, reagieren nun auch Teile der lokalen Politik. Die Stadtratsfraktion „Bad Münder kann mehr“ fordert von den Genehmigungsbehörden Akteneinsicht. Fraktionsvorsitzender Andre Hillebrand sagte, es gebe ein Informationsdefizit über den letzten Genehmigungsstand für den Steinbruch und welche Auflagen ursprünglich für den Betrieb erteilt wurden. Deshalb erhoffe er sich durch die Aufforderung an das Gewerbeaufsichtsamt und den Landkreis mehr Klarheit.
Er würde sich auch eine offenere Kommunikation des Betreibers wünschen, so Hillebrand weiter.
RADIO AKTIV AM JUL 3, 2024
Ärger um Steinbruch Hamelspringe
Seit 14 Jahren wird in Hamelspringe kein Gestein im Süntel mehr abgebaut. Nun soll das im kommenden Jahr wieder passieren. Kalkstein soll im Süntel abgebaut werden. Das Material wird für den Strassenbau benötigt. Eine Initiative, die gegen den Abbau im Steinbruch ist, wehrt sich nun gegen die Pläne der Norddeutschen Naturstein GmbH…